Diskussion: Vorlesung Physik I (D. Pescia, Fruehling 2016)

Der Dozent berichtet, dass die Pruefungsleistungen der RW-Studierenden in der Vorlesung im Schnitt deutlich schlechter sind als die der Studierenden der Materialwissenschaften. Ich moechte Sie bitten, die Ursachen dafuer zu diskutieren (anonym), moeglichst nuechtern, objektiv und speziisch, ohne Angriffe auf die Person des Dozenten.

Ich brauche unbedingt Ihre Einschaetzungen und Meinungen, um die Situation in Zukunft verbessern zu koennen.

Vielen Dank.

Ralf Hiptmair, Studiendirektor RW/CSE


Ihre Kommentare:

  • (Ein Statement aus der Pruefungsevaluation): Für die RW-Studenten wäre es sinnvoller wenn sie Physik mit z.B. den Elektroingenieuren oder Mathematikern hätten denke ich. Was in dieser Physik Einheit unterrichtet wurde war grossteils nutzlos, es ging immer nur um Teilchen in einem Feld, immer dasselbe System, null technische Anwendungen - recht trocken eben. Der Teil Optik und Wellen wurde nur so gering angeschnitten dass man ihn auch gleich besser sein lassen hätte können. Für die Materialwissenschaftler hätte ich einen fundierteren Physikunterricht erwartet.

  • Ich verstehe, dass der Umfang der von einem RW-Studierenden erwarteten physikalischen Kenntnisse entsprechend hoch ist. Dies bedeutet jedoch, dass dem Umfang des Stoffes eine dieser Erwartung entsprechende Zeit eingeräumt werden sollte; es wäre in dieser Hinsicht auch denkbar, die Regelstudienzeit um ein Jahr zu verlängern, um sicherzustellen, dass es die Studierenden tatsächlich vermögen, Zusammenhänge zwischen physikalischen Tatsachen und diskreten Konstrukten herzustellen.
    • Meine Vermutung ist, dass der erwartete Stoffumfang in der Physik dazu führt, dass es dem Dozierenden kaum anders möglich scheint, kleine, für ihn wohl auch trivial scheinende Zwischenschritte mit einem Handwinken zu erklären versuchen, und zu hoffen, dass es zumindest ein paar Studenten verstanden haben.
    • Didaktisch anzumerken ist, dass mir weder der Skript noch das empfohlene Handbuch (theoretische Physik, Nolting) halfen, die Übungen zu lösen, und die Übungsaufgaben nicht klar beschrieben, was tatsächlich zu lösen sei. Des weiteren werden auch im Laufe der Vorlesung implizit Annahmen gemacht, die wohl jedem klar sind, der ein Semester eine physikalische Vorlesung besucht hat, aber jeden anderen im Laufe des Vortrages abhängen werden. (Vgl. die Vorlesung für die Pharmawissenschaften, von denen niemand annimmt, dass sie im ersten Jahr nur annähernd eine Ahnung hätten, und sämtliche Annahmen dementsprechend explizit besprochen werden) Was die Diskrepanz zu den Materialwissenschaftlern angeht, liegt einzig die Vermutung nahe, dass deren vor- und parallel gehende Vorlesungen sie bereits im Umgang mit physikalischen Grössen vertraut machten, und es ihnen dementsprechend erleichterte, der Vorlesung zu folgen.
    • Es gibt zwei mögliche Folgerungen daraus: Falls RW-Studenten im Vergleich zu anderen, physik-ferneren Studienrichtungen tatsächlich ein vertieftes Verständnis von Physik aufweisen sollten, dann liegt es am nähesten, sie direkt in die Physik-Vorlesung für Physiker zu schicken, aufgrund der oben angeschnittenen Tatsache, dass Materialwissenschaftler ihre Physik nicht nur in der Vorlesung Physik lernen. (Im Stundenplan wäre dann im ersten Jahr eine Vorlesung weniger, die z.B. mit Informatik II gefüllt werden könnte, und in das zweite Jahr rutscht Physik I&II. ) Falls jedoch der Umfang der Vorlesungen aus irgendwelchen Gründen niedrig gehalten werden soll, dann müsste in Betracht gezogen werden, die Physik eines anderen Studienganges, der nicht ist Materialwissenschaften, zu besuchen.

  • Der Vorlesung ohne Vorkenntnisse (z.B im Bereich Materie/Mechanik) zu folgen war ausgesprochen mühsam. Häufig war nicht klar, wovon der Dozent gerade redet und was das eigentliche, momentane Lernziel ist. Eine strukturiertere und genauere Behandlung des Stoffes («Das ist so weil» anstelle von «Das ist nun einfach so») wäre Wünschenswert gewesen. Weitere Probleme gab es bei der Verwendung von bspw. Wegintegralen, bevor diese in Analysis überhaupt behandelt wurden. Natürlich war dies bei der Prüfungsvorbereitung kein Problem mehr, hat aber während dem Semester vermehrt für Frustration gesorgt.
    • Vor den Prüfungen habe ich versucht, den Stoff mit einem Physik-Buch für Ingenieure durchzuarbeiten. Da war der Stoff aber vergleichsweise viel zu detailliert, mehr als die Hälfte wurde in der Vorlesung gar nicht betrachtet.
    • Auch das Bearbeiten der Übungsaufgaben hat sich als nicht hilfreich herausgestellt, da die Lösungen häufig nur aus einem Wort/einer Zahl bestanden haben.
    • Zugegeben, die Experimente und auch der Humor von Pescia waren unterhaltsam, haben bei mir jedoch überhaupt nicht zum Verständnis des Stoffes beigetragen.

* Ohne hier den (wohl kaum veränderbaren) Inhalt/Modus/Stil der Physik I von D-MATL zu lamentieren: Wäre es für CSE nicht zu bevorzugen, die Physik I bei einem der "näherliegenden" Studiengänge zu besuchen? Etwa mit D-ITET im 2. Semester oder aber mit D-MATH/D-PHYS im 1. Semester (mit ab HS2016 weniger umfangreicher Vorlesung Diskrete Mathematik sowie ev. Weglassen der sehr gut gemachten aber für CSE kaum Kernkompetenz-relevanten Vorlesung Digitaltechnik auch im Bezug auf SWS/KP wohl realisierbar).

* Ein Verbesserungsvorschlag wäre auch, dass man anstatt zweimal 1 Stunde Übung wie in den anderen Fächer nur eine Übungsstunde abhält aber in diesen 2 Stunden die Aufgaben auch wirklich durchbespricht. Momentan löst man in der ersten Stunden die Übung und in der zweiten bleibt dann natürlich viel weniger Zeit um alles durch zu gehen. Zudem ist es bei den Serien, gerade wenn man es noch nicht verstanden hat, sowieso schwierig sie in einer Stunde zu lösen, weshalb man die Zeit auch ohne Problem anders nutzen könnte.

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2024-04-27
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